Halli Hallo ihr lieben Begleiter*innen :)
Wir haben eine wunderschöne Woche in Busua verbracht. Voller inspirierender Menschen mit großen Träumen, Herzen für die Community und einem ganz besonderen Geburtstag von Lara. Generell haben wir das Gefühl hier in einer Woche so viel erlebt, gesehen und kennengelernt zu haben, wie sonst in einem halben Jahr.
Jona berichtet euch von unserem täglichen Leben hier und möchte euch gerne ein paar ganz besondere Menschen und Projekte vorstellen. Lara schreibt von ihrem Geburtstag am ghanaischen Unabhängigkeitstag.
Tropenleben: Kokosnüsse, Surfen und Duschen unter gigantischen Bäumen
Meistens starten unsere Tage so gegen 7-8 Uhr, wenn die Wärme, das Licht und das Synchrongekräht der Hähne losgeht. Dann schlüpfen wir in Boardshorts und Shorty, schnappen uns die Bretter und gehen mit der aufgehenden Sonne zum Meer. Der Weg geht durch einen Fluss an den Fischerbooten vorbei zum Spot, wie ihr im Video besser sehen könnt, als ich es beschreiben könnte. Im Wasser werden wir von den anderen lokalen Surfern wie Ruben, Banabas, William und weiteren beim Namen begrüßt und man fragt sich gegenseitig, wie es einem geht. Nach 2 Tagen haben wir das Gefühl ein akzeptierter Teil der Community hier zu sein. Man teilt sich die Wellen, den Spaß und tauscht auch mal die Boards. Manchmal sitze ich im Line Up, schaue um mich herum und bin beseelt von diesem Ort. Umrahmt von einer wunderschönen Natur im blauen Wasser mit Lara zusammen fühlt es sich ein bisschen nach Orten wie Indonesien oder den Malediven an. Nach 1-2 Stunden unzähliger Wellen, die zwar aktuell etwas kleiner sind, aber dafür genug Möglichkeiten für alle bieten, verabschieden wir uns und gehen zurück in die Lodge. Hier geht das Leben früh los und alles findet draußen statt. Die Kinder spielen Fußball oder planschen, die Fischer flicken ihre Fischernetze und Andere liegen in ihrer Hängematte. Auf den ersten Blick wirkt es paradiesisch, doch ein ghanaischer Lehrer erzählt uns, dass viele Kinder nicht die Schule besuchen und in die Fischerei der Familie eingebunden sind.
Nach einer Outdoor Dusche, die zwischen den Wurzeln eines riesigen Kapokbaums installiert ist, bestellen wir unser Frühstück mit frischer Ananas, Mango und Chia Samen Pudding. In Ruhe genießen wir dieses mit Blick auf den Strand und das sprudelnde Leben hier. Anschließend lesen wir, schreiben etwas in unseren Journals oder überlegen, ob es heute etwas zu entdecken gibt. Ein guter PowerNap in der Hängematte darf hier natürlich nicht fehlen. Sonst ist auch Yoga, Welpen knuddeln oder Fußball am Strand zu spielen ein Teil unseres Tages. An manchen Tagen besuchen wir verschiedene Projekte, wie das OPC oder treffen uns mit neuen und alten Bekanntschaften von hier, dazu noch mehr in den unteren Abschnitten. Der Tag wird generell ganz frei nach unseren Bedürfnissen ohne Stress und Termine gelebt. Abends springen wir oft zum Sonnenuntergang nochmal ins Wasser zum Surfen, weil diese Woche zu den zwei Zeitpunkten der Wasserstand am besten für die Wellenqualität ist. Abendessen gibts meist bei uns in der Unterkunft oder wir gehen raus und probieren ein vegetarisches Restaurant oder den frisch gefangenen Hummer aus. Ich esse das erste mal Fufu, ein Kloß gestampft aus Kochbanane und Maniok Wurzel. Lara zeigt mir wie man den Kloß in der Suppe mit den Händen richtig isst und ihn direkt unterschluckt ohne ihn zu kauen. Anfangs etwas komisch, aber man gewöhnt sich dran und geschmacklich ist es super. Zum Abschluss setzen wir uns nochmal ans Wasser und genießen die Geräusche des Urwaldfeelings. Vorm Einschlafen erzählen wir uns immer unsere drei schönsten Momente des Tages und stellen fest, wie viele traumhafte Dinge wir hier erleben dürfen!
Feiern am Meer: Ghanas Freiheit und mein Geburtstag
Mein Tag beginnt mit einem liebevollen Wecken und Geburtstagslied von Jona. Der erste Geburtstag, den wir zusammen feiern. Es klopft an der Tür und ein Mitarbeiter sagt, wir sollen bitte zur Rezeption kommen. Jona bleibt ernst dabei, aber ich traue dem Ganzen nicht. Ich laufe vor auf die Terrasse und halte Ausschau nach den Wellen. Plötzlich kommt der Mitarbeiter mit einem Eimer Wasser und versucht ihn über mir auszukippen. Eine Form der traditionellen Segnung zum Geburtstag in Ghana. Es ist das erste, was an diesem Tag stattfindet. Der Mitarbeiter sagt, dass ich Glück gehabt hätte. Normalerweise wäre er ohne zu klopfen ins Zimmer gestürmt und hätte mir den Eimer im Bett übergegossen.
Wir schnappen unsere Surfbretter und springen in die Wellen. Ein besonderes Erlebnis das Meer am Geburtstag so nah zu haben und den ganzen Tag barfuß zu sein.
Danach wird lecker gefrühstückt. Es gibt Chia Pudding mit Früchten und frischem Porridge. Familie und Freunde klingeln per Video durch und es ist schön sich auf diesem Wege zu sehen. Als ich einen Moment für mich bin, höre ich plötzlich ein Geburtstagsständchen hinter meinem Rücken. Jona und drei Mitarbeiterinnen laufen singend mit einer herzförmigen Schokotorte mit Karte, Kerze und einem silber leuchtenden Schriftzug mit „Happy Birthday“ in der Hand auf mich zu. Ein Gänsehautmoment für mich, von so lieben Menschen umgeben zu sein und überrascht zu werden. Der Kuchen wird unter allen aufgeteilt und die Schokocreme, die den Kuchen umhüllt, fließt nur so dahin. Und als wäre das nicht Überraschung genug, werde ich von Jona abends zum Hummeressen eingeladen und bekomme eine Osteopathie Behandlung geschenkt. Da es hier eine Behandlungsliege im offenen Yogaraum gibt, ist es das perfektes Geschenk und wer sagt schon nein bei einer Behandlung ;)
Nachmittags treffen wir Derrick und schauen gemeinsam mit ihm den Surfcontest am Strand. Es ist ein besonderer Tag für Ghana, da das Land seine Unabhängigkeit feiert. Als erstes afrikanisches Land befreite es sich 1957 von England. Am Strand herrscht ein munteres Treiben und aus mehreren aufeinandergestapelten Musikboxen tönt laute Musik. Wir treffen William, der mich liebevoll drückt und mir alles Gute wünscht. Kurz darauf wird uns eine Kokosnuss von ihm in die Hand gedrückt. Ich genieße diesen schönen Flow durch den Tag. Zum Hummeressen machen wir eine Vorbestellung beim Okory3 Tree Restaurant direkt am Strand. Der Hummer wird frisch aus dem Meer gefangen. Dazu wird eine lange Leine von mehreren Menschen gleichzeitig aus dem Meer gezogen. Alle packen mit an, egal ob Kind, Jugendliche oder Erwachsene.
Das Abendessen ist der hamma! Wir bekommen ein ganzes Tablett mit Jollof Rice, Pommes, Hummer und Limette sowie Avocadosalat. Von der Menge könnten locker drei Leute sattwerden. Wir müssen uns den Rest einpacken lassen.
Überglücklich und gefüllt mit so vielen tollen Momenten heute, lassen wir den Tag mit einem Cocktail an unserem Lieblings-Entspannungsort, der Terrasse der Ahanta Eco Lodge ausklingen. Der Tag hätte nicht schöner sein können.
William: Good Vibes Only
Ich möchte euch von unserer Begegnung mit William berichten – wir haben uns im Wasser beim Surfen kennengelernt und stellten schnell fest, dass wir einander „suchten“. Er hat hier eine kleine Surfschule und bringt den Kids nach der Schule kostenlos surfen bei. Wir berichten, dass wir nach unserer Zeit in der Baobab Children Foundation nach einem sozialen Surfprojekt suchen und ich die Surflehrer Lizenz habe. Wir sind alle sofort total interessiert an einer Zusammenarbeit und dem Austausch. Beim Unterrichten fällt ihm vor allem der mentale Aspekt recht schwer, der in unserer Arbeit ein zentrale Rolle spielt. Wir surfen gemeinsam, er teilweise im Handstand und wir sehen direkt, wie viel wir von ihm lernen können. Nach dem Surf lädt er uns direkt auf eine Kokosnuss ein und bietet uns an, die Gegend und andere Surfspots zu zeigen. William hat große Träume. Er will professioneller Surfer werden und der Community hier etwas mitgeben. Er lernte Surfen von zuschauen, von Peter, der hier vor 15 Jahren der erste Surfer war. Anfangs surfte er auf Holzstücken, später auf den kaputten, aussortierten Brettern der wenigen Surfern hier. Heute ist er seinem Traum deutlich näher und besitzt eine Surfschule mit mehreren Brettern. Viele sind hier immer noch in schlechtem Zustand, aber alles wird repariert und geteilt.
Nach unserem Treffen entschied er sich spontan dafür, einen Junior Contest am Independence Day (in drei Tagen) zu veranstalten. Dazu lud er die wenigen Surfschulen der anderen Surfgegenden hier in Ghana ein. Sein Ziel war es, einfach nur für gute Stimmung und eine coole Erfahrung für die Kids zu sorgen. Für Wasser, Essen & Unterkunft kommt er auf und die Teilnahme ist kostenlos. Als Hauptpreis gibt es ein eigenes Board von Mr. Brightsideslides, dem einzige Shaper in diesem Land.
Am Tag des Contests sind wir auch eingeladen und am Start, um mit anzufeuern. Der Strand ist voll, die riesigen Boxen sind aufgebaut und sein Motto:“Good Vibes only“ trifft voll zu. Im Finale und bei der Preisverleihung sind alle voll dabei und es wird wild gejubelt. William holt mich zu sich und bittet mich, den Hauptpreis zu übergeben. Erst ist es mir unangenehm und ich lehne ab, da ich garnichts dazu beigetragen habe und nicht das Bild vermitteln möchte, dass wir als Weiße etwas spendieren. Er bittet mich aber nochmals und sagt, dass ich mir keinen Stress machen soll. Es gehört hier dazu, dass es Andere übergeben, das macht es besonders. Die Preisübergabe des zweiten und dritten Preises macht auch eine außenstehende Frau. Ich stimme zu und übergebe dem Gewinner sein wohl verdientes Board unter tosendem Gejubel. Es ist definitiv ein gelungenes Event und alle Kids springen nach der Übergabe mit den Boards ins Wasser. Ich bedanke mich bei William für sein Engangement und wir freuen uns drauf mit ihm zusammen zu arbeiten, wenn wir zurück kommen. :) Er ist übrigens der Dude mit dem orangenen Shirt und den blonden Spitzen rechts neben mir auf dem Bild.
Alter Freund, neues Projekt: Derrick und der Obribini Peace Complex (OPC)
Derrick ist ein alter Freund und Mitarbeiter von Lara aus ihrer Zeit bei der Baobab Children Foundation. Er war dort Mitarbeiter und später Leiter der Culture Troup, der Gruppe für traditionellen Tanz und Musik. Heute arbeitet er hier in Busua, etwa 3h von Kissi und dem Projekt entfernt, im Obribini Peace Complex.
Wir treffen ihn dort und er zeigt uns die Anlage und Arbeit von OPC. Das Wiedersehen mit Lara wirkt sehr vertraut und herzlich. Bei seiner Führung erzählt er viel von seinem Lebensweg. 13 Jahre sind immerhin eine lange Zeit und es interessiert uns sehr, wie es ihm ergangen ist. Sein Weg führte von Baobab über ein drei monatiges Praktikum und schließlich zu einer Festanstellung im Sanitärbereich bei OPC. Anfangs arbeitete er als Klemptner, um alle Sanitäranlagen, Wasserleitungen, Filtersysteme und ähnliches zu installieren. Inzwischen ist er im Bereich des Entsorgungsmanagements tätig. Mehr über das Projekt berichte ich noch im unteren Abschnitt. Dort ist er allerdings aktuell sehr zufrieden, denn er hat viel Selbständigkeit und Verantwortung im Projekt und empfindet seine Arbeit als sinnhaft. Die Verbesserung der Umwelt und die Unterstützung der Community liegt im dabei sehr am Herzenan. Sein Traum ist es, irgendwann mal einen eigenen Klemptnerbetrieb zu besitzen. Hier lernt er viele wichtige Dinge wie Excel, Organisation und ähnliches, die ihm dafür weiterhelfen können. Der Abstand zu seiner Familie, die noch in Kissi wohnt, ist zwar etwas größer und seine zwei Töchter beschweren sich lautstark wenn er geht, aber sonst fühlt er sich hier in Busua sehr wohl und in der Gemeinschaft integriert. Mit seiner Freundin Hannah ist er mittlerweile seit neun Jahren zusammen und ihre Hochzeit steht im September an. In Ghana gibt es drei Arten zu heiraten. Die Standesamtliche (westlich eingeführte), die traditionelle Art (Geschenke an die Eltern der Frau und Hochzeit bei dem Vater der Frau) und die christlich kirchliche Art. Derrick entscheidet sich für die rein traditionelle Art, da hier alle Kosten vom Ehemann getragen werden und die westliche Art zu heiraten viele in den finanziellen Ruin stürzt. Außerdem ist er davon überzeugt, dass es um den Bund zwischen dem Paar geht und die Verantwortung für die Familie und dass es dafür keinen Vertrag oder nachgesprochene Worte braucht. Vielmehr ist es wichtig, die richtige Intention im Herzen zu haben. Zusätzlich berichtet er uns, dass das dritte Kind aktuell auf dem Weg ist und er hofft, dass es noch ein Mädchen wird. Seine Frau wünscht sich eher einen Jungen. Die Vorfreude ist groß und Lara und er umarmen sich freudig. Er hat eine enge Verbindung zu seinen Töchtern und wir werden seine Familie wahrscheinlich noch kennenlernen.
In unseren anderen Treffen lernen wir uns immer besser kennen und er fragt auch viel nach unserem Kennenlernen und Werdegang. Wir verstehen uns gut und finden es auch spannend einen noch tieferen Einblick in das Leben, die politische Entwicklung und Traditionen zu bekommen. Lara ist beeindruckt von seiner Entwicklung und wir teilen viele Wertvorstellungen mit ihm.
OPC - Education for Regenaration
Der Name Obribini Peace Complex setzt sich aus den Wörtern „Obruni“ (der weiße Mensch) und „Bibini“ (der schwarze Mensch) zusammen und steht für den gemeinschaftlichen Austausch an dem alle wachsen und lernen können. Der Gründer kommt aus der Schweiz und hat vor vier Jahren angefangen mit den Menschen hier vor Ort das Projekt aufzubauen. Inzwischen ist es ein großes Gelände mit einer zusätzlichen Farm und diversen Einrichtungen und Abteilungen. OPC beschäftigt sich mit Themen wie dem Abfallmanagement und Derrick zeigt uns drei Mülltonnen für Plastik, Bio und Giftig. Klingt für uns erstmal selbstverständlich, aber hier ist es das nicht. OPC betreibt viel Aufklärungsarbeit und baut dieses Entsorgungssystem gerade auf. Der aktuelle Stand ist, dass Plastik irgendwann verbrannt wird und der Rest entweder auf den Straßen, in den Flüssen oder im Meer landet.
OPC kümmert sich ebenfalls um die Bereitstellung der Tonnen, die Abholung mit ihrem Tricycle (siehe Bild) und die Weiterverarbeitung des Mülls. Der Bio Müll wird auf ihrer Anlage in verschiedenen Schritten für ihre eigene Farm kompostiert sowie für anliegende Farmen als Dünger verwendet. Der Plastikmüll wird recycelt und für die externe Herstellung von Dächern oder anderen Materialen verwendet. Dort ist noch viel in einem Entwicklungsstadium. Den giftigen Müll entsorgen sie über ein Entsorgungszentrum in der nächst größeren Stadt.
Auf den Farmen werden Lebensmittel und andere Nutzpflanzen angebaut, um bspw. Shea Butter Mosquito Repellent herzustellen. Die Lebensmittel werden einerseits für die Versorgung der Angestellten, die teilweise auch auf dem Gelände wohnen genutzt und andererseits werden sie in einem kleinen Shop am Strand als Säfte und Smoothies vertrieben.
Bald startet auch die eigene Palmöl Herstellung (Bild mit blauen Maschinen), um aus lokalen Produkten eine finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Aktuell werden Hilfen, wie American Aid von Trump gestrichen und diese Gelder fehlen hier. Um dem vorzubeugen ist das Ziel, komplett unabhängig zu sein. Dazu wird zusätzlich eine Gästeeinrichtung mit vielen Zimmern gebaut.
Sonst gibt es auf dem Gelände große Lehrgebäude, in denen Lehrveranstaltungen für die Community abgehalten werden. Auch kleinere „Klassenräume“ sind vorhanden und Derrick erzählt uns, dass die Kinder hier Informatik Basics lernen wie Excel u.Ä. Die Sanitäranlagen und die Wassersysteme mit ihren Filteranlagen sind unter Derricks Aufsicht entstanden und er berichtet stolz, dass sie hier an allen Stellen, wo gekocht wird trinkbares Wasser haben. Das ist hier keine Selbstverständlichkeit und die wenigsten genießen diesen Luxus. Aktuell ist leider das Gegenteil der Fall und das Grundwasser wird durch illegale Goldminentechniken chinesischer Firmen mit Quecksilber stark verunreinigt und vergiftet. OPC möchte sich diesen Themen annehmen und wir sind beeindruckt von ihrer Arbeit und gleichzeitig schockiert von den aktuellen Umständen und Einflüssen im Land.
Auf unserem Heimweg müssen wir erst laufen, da kein Taxi kommt, doch dann fährt Derrick an uns vorbei, stoppt und wir dürfen auf dem mit nach Busua zurückfahren. Wir sagen wohl nach hilflosen Touris auf.
Kaya: authentisch ghanaische Kochkunst mit Herzblut
Eine weitere tolle Persönlichkeit mit wertvollen Visionen ist Kaya! Wir lernen sie kennen, als wir uns ihr vegetarisches Restaurant aussuchen, um mit Derrick gemeinsam zu Abend zu essen.
Nachdem sie uns an der Straße abfängt, führt sie uns über einen kleinen Trampelpfad an einem kleinen Garten vorbei zu ihrer Hütte. Wir waren erst etwas verwundert, da es nicht nach einem gewöhnlichen Restaurante aussah. Als ihre Kinder im Alter von drei und acht Jahren uns liebevoll mit einer Umarmung begrüßen und an einen langen Tisch vor der Hütte führen, fühlen wir uns direkt wohl. Sie stellt sich und ihr Menü vor und man merkt sofort, wie sehr sie für das Thema gesunde und ökologische Ernährung brennt. Sie versichert uns, dass alle Lebensmittel, die sie verwendet entweder selbst angebaut aus ihrem Garten seien oder von ökologisch arbeitenden Farmern aus der Gegend stammen. Ernährung sei für sie nicht einfach Essen, sondern Medizin! Viel von ihrem Wissen darüber hat sie von ihrer Großmutter, die 114 Jahre alt wurde und sie will dieses an die Menschen weitergeben, um ihnen zu helfen. Sie schmerzt es zu sehen, wie ungesund die Menschen in ihrer Umgebung sich ernähren und wie sie daran sterben. All das Wissen was immer da war, scheint vergessen zu sein oder auch durch teilweise westlichen Einfluss stark verdrängt worden zu sein.
Wir entscheiden uns für Jollof Rice mit Gemüse, Contombre Eintopf (spinatähnliche Blätter), gebratene Kochbanenen, Gemüseeintopf und dazu gekochte Casava Wurzel. Die ganze Zubereitung würde minimum 45 Minuten dauern, da sie alles frisch und schonend zubereitet und keine vorbereiteten Zutaten verwendet.
Als Warteentertainment unterhält sich Lara mit Derrick und ich spiele mit den zwei Kids, die auf meinem Schoß herumspringen. Es ist total süß mit den Beiden und ich bin beeindruckt, wie gut ihr Sohn lesen und schreiben kann. Wir zeigen uns gegenseitig ein paar Zaubertricks und unsere besten Malkünste. Ich kredenze ein Schwein, ein Flamingo und einen Jungen und er einen Schmetterling und eine Prinzessin. Wir zeigen gegenseitige Begeisterung und ich stelle fest das meine Malkünste auf dem Level eines 8-Jährigen sind.
Dann serviert Kaya das Essen und bringt zwei große Bananenblätter und legt sie auf den Tisch. Darauf entleert sie die verschiedenen Gerichte aus großen Tontöpfen und bringt uns frischen Ananas und Orangensaft in Schalen aus getrocknetem Calabacin Kürbis. Sie erklärt uns die Zubereitungsmethoden, um alle Nährstoffe zu erhalten. Z.B. wird das Wasser, in dem die Casava Wurzel gekocht wird anschließend für die Sauce genommen, um die wasserlöslichen Nährstoffe zu erhalten.
Wir sind hungrig und freuen uns auf das Essen. Teilen ist hier recht selbstverständlich und man sagt „you‘re invited“. Es schmeckt köstlich, vor allem weil man mit Händen isst und so mit allen Sinnen dabei ist. Genau diese Art von Essen haben wir uns gewünscht. Mehr authentisch ghanaisch geht kaum mehr. Natürlich, vegetarisch und schonend mit viel Liebe & Wissen zubereitet und gemeinschaftlich genossen. Nach dem Essen zeigt sie uns braune Flecken auf dem Bananenblatt und erklärt uns, dass dort unser Essen die Nährstoffe des Bananenblatts aufgenommen hat und Ziegen diese Stellen jetzt aussparen würden, da sie jetzt nährstoffarm seien.
Kaya bietet auch Kochkurse an, in denen sie noch mehr Menschen erreichen will, um ihr fundamentales Wissen weiterzugeben. Wir bedanken uns bei ihr und ihrer Familie und sind uns sicher, das wir wieder kommen und einen ihrer Kochkurse besuchen wollen! Gut gesättigt und glücklich von diesem Erlebnis werden wir noch mit ihrer schlafenden Tochter auf dem Rücken zur Straße gebracht und herzlich verabschiedet.
Ausflüge in andere Lebensrealitäten
Als wäre das nicht schon genug, haben wir noch mehr bei unseren Ausflügen in die Nachbardörfer Discove und Butre erlebt. Beide sind nicht sonderlich touristisch angelegt im Vergleich zu Busua. Hier sind die Menschen, vor allem die Kinder sehr neugierig uns zu sehen und fragen nach unseren Namen, wies uns geht und geben uns die Hand, um uns anzufassen. Man fühlt sich generell mehr gesehen und inzwischen auch nochmal mehr willkommen. Auch mein neues Manchester City Trikot wird bewundert und ich werde eigentlich nur als Haaland angesprochen.
Bei unserem Ausflug nach Butre laufen wir mit Sonny, einem jungen Mann, der in Butre aufgewachsen ist durch das kleine Dorf am Meer. Es fühlt sich etwas komisch an durch die Hinterhöfe und das alltägliche Leben der Menschen dort zu laufen, als wär es ein Zoo. Man will nicht respektlos wirken und die Privatsphäre der Leute achten. Sonny kennt das ganze Dorf und grüßt freundlich und so machen wir es auch. Wir unterhalten uns mit ihm, wie es war hier aufzuwachsen und er erzählt, dass es hart war, aber er es geschafft hat. Sein Vater hat sieben Geschwister, die überwiegend ohne Schulbildung als Fischer arbeiten und er selbst hat sechs Geschwister. Er hat die Schule abgeschlossen und studiert, auch wenn er häufig beim Fischen helfen und dafür die Schule vernachlässigen musste. Er organisiert, dass sein Onkel uns mit einem der hölzernen Fischerboote bei Sonnenuntergang zurück nach Busua fährt. Die Fahrt ist wunderschön und wir sehen die anderen Fischerboote ausfahren und bewundern eine spannende Szene in der zehn Männer auf dem Boot stehen und synchron die Arme schwingen und beten, dass sie an den richtigen Ort fahren und viel Fisch fangen werden.
Auf ein schönes Wiedersehen
Unsere Zeit in Busua ist vorerst vorbei und ab Montag den 10.3. geht es im Projekt los! Wir können die Surfboards in der Ahanta Eco Lodge, in der wir gewohnt haben lassen. Julia, die Besitzerin der Lodge wird sich für die Zeit das Board von Lara ausleihen. Dazu besprechen wir mit ihr die Option im Mai für ein paar Wochen zu bleiben und ich frage sie, ob ich etwas Osteopathie anbieten könne, da sie eine Liege vor Ort haben. Sie ist direkt begeistert und wir tauschen Nummern aus und sollen uns frühzeitig melden.
Dazu haben wir noch ein Projekt namens „Asomdwee Fie“ besichtigt, bei dem etwas 30 Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung unterstützt werden. Julia hat es uns empfohlen und es war praktisch direkt gegenüber von der Ahanta Eco Lodge. Dort haben wir uns vorgestellt und der Assistent Manager Tony war ganz erfreut und meinte, wir können jederzeit vorbeikommen zum unterstützen, auch wenn sie kein offizielles Freiwilligenprogramm hätten. Mit Menschen mit Beeinträchtigung zu arbeiten ist für mich aus osteopathischer Sicht eine wichtige Herzensangelegenheit und Lara könnte mit den Kids zum Beispiel angepasstes Yoga machen oder schauen, wo Unterstützungsbedarf besteht. Das Projekt strebt auch eine Kooperation mit der Baobab Children Foundation an, bei der Lara eine verbindende Rolle haben könnte.(https://peacehomebusua.com ) Darüber hinaus habe ich mich noch mit einem netten Lehrer aus Discove unterhalten, der von unserem Weg und unserer Arbeit hier ganz fasziniert war. Er lud uns ein, in seiner Schule einen Vortrag über Ängste und mentale Gesundheit zu halten. Er habe damit gute Erfahrungen gemacht und es habe einen großen Effekt auf die Kinder gehabt.
Es scheint, als hätten wir einen Ort mit lauter großartigen Möglichkeiten gefunden, die genau das verbinden, was wir uns im Anschluss an die Zeit in der Baobab Children Foundation erhofft habt. Und das in nur so kurzer Zeit im Land. Das zeigt uns mal wieder, dass man nicht alles planen kann und wie schön es ist, den Dingen ihrem natürlichen Lauf zu überlassen und mit Offenheit durchs Leben zu gehen. Wir freuen uns auf die Rückkehr nach Busua.
Doch jetzt sind wir erstmal ganz gespannt und voller Vorfreude auf die Baobab Children Foundation! Lara ist schon ganz aufgeregt zu sehen, wie sich der Ort und die Menschen verändert haben. 10 Jahren sind immerhin eine lange Zeit! Und ich freue mich auch auf das ganze Konzept, all die Workshops und ganz besonders auf die Menschen und die Arbeit dort!
Bis zum nächsten Mal :)
Lara & Jona
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